Lorsch - eine Stadt mit Vergangenheit und Zukunft
SPD hat aus der "Opposition" heraus jahrzehntelang die Stadtentwicklung mit beeinflusst
Wer aufmerksam durch die "Klosterstadt" Lorsch geht, der wird feststellen, dass aus dem einstigen Tabakarbeiterdorf eine schmucke Kleinstadt geworden ist. Der Spruch, "lebens- und liebenswertes Lorsch" trifft heute zu. Lorsch ist als Wohnort beliebt und in den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich die Ein-wohnerzahl verdoppelt. Lorsch ist nicht nur beliebt bei den Lorschern, bei schönem Sommerwetter kommen die Menschen aus dem Kreis Bergstraße gerne mit dem Fahrrad hierher und freuen sich über die mittelalterlich anmutende Innenstadt mit ihren Cafés und dem Tabakbrunnen.
Dass Lorsch so geworden ist, ist auch mit der Verdienst der hiesigen SPD und ihrer aktiven Mitglieder. Einen kleinen Rückblick über das, was die SPD angestoßen hat und was zum großen Teil mittlerweile verwirklicht ist, wollen wir mit diesem Artikel geben.
Alle haben mitgeholfen
Wenn eine Partei im Rahmen eines Jubiläums eine Rückschau hält auf die eigene Politik, dann sieht sie im Regelfall nur das Positive, das geleistet wurde. Auch die Autoren dieser Jubiläumsschrift "100 Jahre SPD" sind da nicht unanfällig. Dennoch wollen wir hier feststellen, dass es nicht die Absicht ist, uns mit fremden Federn zu schmücken. Das wäre auch kaum möglich, da die SPD, zumindest in den vergangenen 50 Jahren, die wir überblicken können, meist politisch in der Opposition war. (In der Zeit davor, von der wir wenig aus der SPD-Geschichte wissen, haben wohl die "Zigarrenbarone" die Politik bestimmt. Zumindest kann man das vermuten, wenn man sich die Zusammensetzung der Gemeindeparlamente anschaut). Das heißt, dass politische Vorstellungen nur mit Hilfe anderer Parteien umgesetzt werden konnten. Das war, zumindest seit 1985, als es keine absolute Mehrheit der CDU und keine offizielle Koalition mehr gab, viel leichter als in den Jahren zuvor. Damals kamen die Grünen erstmals in die Stadtverordnetenversammlung und die Mehrheiten änderten sich grundlegend. Es macht seit dieser Zeit wieder mehr Spaß, sich ehrenamtlich für Lorsch und seine Bürger einzusetzen. Dank wechselnder Mehrheiten konnte fast immer ein Kompromiss gefunden werden zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger und der Entwicklung unserer Stadt.
Männer, die die Geschichte der Lorscher SPD und der Stadt Lorsch mitgeschrieben haben, v.l., Werner Groß, Heinrich Keck, Heinrich Horlebein, Georg Glatt, Dieter Lorey, Karl Weber.
Dazu hat sicher auch beigetragen, dass 1993 erstmals ein Bürgermeister direkt von der Bevölkerung gewählt worden ist. Er hat dadurch eine stärkere Stellung gegenüber dem Stadtparlament, kann unabhängig von politischen Mehrheiten seine eigenen Gedanken einbringen. Mit Klaus Jäger haben wir einen Stadtchef, der sich engagiert für Kinder- und Jugendliche und für Natur- und Umweltschutz einsetzt, zwei Schwerpunktthemen, die in den vergangenen Jahren manchmal ein wenig stiefmütterlich behandelt worden sind. Es sind Themen, für die sich auch die SPD immer stark gemacht hat. Es gab sogar einmal einen Spruch, dass die "politische Mehrheit" fortschrittliche SPD-Anträge abgelehnt habe, um sie ein Jahr später, leicht abgeändert, als eigene Anträge wieder einzubringen. Manche unserer Anträge sind aber auch abgelehnt worden und nie mehr aufgetaucht. Der Fairness halber müssen wir eingestehen, dass auch das hin und wieder ganz gut war für Lorsch. Auch wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen.
Lorsch hat sich zu seinem Vorteil entwickelt, ist gewachsen, ohne seinen Charme zu verlieren. Es ist eine Stadt mit Profil, die im Kreis Bergstraße und zumindest in Südhessen einen guten Namen hat, die durch das "Weltkulturerbe Kloster Lorsch" sogar weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. Wir freuen uns als Sozialdemokraten, dass wir zu dieser Entwicklung auch ein Stück beitragen durften.
Attraktivität steigern
Lorsch wurde nicht nur sauberer und attraktiver durch den Bau von Wasser- und Abwasserleitungen, einer Kläranlage und durch die Erhebung vom Dorf zur Stadt aus Anlass der 1200-Jahr-Feier 1964. Lorsch wurde auch attraktiver durch den Bau des Waldschwimmbades zu Beginn der 70er-Jahre, für das sich die SPD stark gemacht hat. Wir haben uns in jener Zeit auch eingesetzt für eine Ost- und eine Westumgehung, um den überregionalen Verkehr, insbesondere den Schwerverkehr, aus der Innenstadt zu verbannen.
Wir wollten in den 80er-Jahren ein besseres Radwegenetz rund um die Stadt und forderten 1993 farbig markierte Radwege in der Stadt. Beides wurde im Laufe der Jahre geschaffen. Bedauerlicherweise haben Bürokraten des Bundes die innerstädtischen Radwege durch weltfremde Ordnungsvorschriften wieder vernichtet.
Wir haben vor über 20 Jahren eine Stadtbücherei gefordert, die heute als "katholische öffentliche Bücherei" zur Verfügung steht. Auch eine damals ins Gespräch gebrachte Stadtentwicklungs- und Verkehrsplanung ist heute ebenso umgesetzt wie Verkehrsberuhigungsmaßnahmen an den Ortseingängen.
Auch so "Kleinigkeiten" wie ein Wochenmarkt oder eine Grillanlage für Familien und Kleingruppen gibt es. Die SPD hat sich immer für sozialen Wohnungsbau eingesetzt und auch für die Erschließung der Viehweide, um die Wohnraumsituation in Lorsch zu verbessern. Mit der Kreuz- und Glockenwiese und jetzt mit dem Tvgg-Gelände "Ziegenweide" wurde und wird das Stadtbild von Lorsch abgerundet.
Auch der jetzt umgesetzte erste Schritt einer "Vision", einermultifunktionalen Sporthalle, geht auf die SPD zurück. Ein Gutachten zeigte 1993 auf, dass 1.500 Quadratmeter Hallenfläche fehlen.
Mit der Durchführung des Hessentages 1991 ging ebenso wie bei der 1200-Jahr-Feier ein Ruck durch die Stadt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die SPD froh ist, dass sie durch ihre Beharrlichkeit erreicht hat, dass am Marktplatz der Brunnen mit der Tabaknäherin (gestaltet von dem Lorscher Künstler Siegfried Speckhardt) entstanden ist und nicht irgendein "historischer" Brunnen.
Der Lorscher Tabakbrunnen ist der Beharrlichkeit der SPD-Kommunalpolitiker zu verdanken.
Natürlich gehört zur Verbesserung der Attraktivität einer Stadt auch die Verbesserung des kulturellen Angebotes. Auch wenn die SPD lange Jahre als "kulturfeindlich" galt, weil sie mehr Geld für Kinder und Jugendliche forderte, statt für Kultur, so stand doch bereits 1981 die Forderung nach einem Ausbau des Klostergeländes, der "Zehntscheune" als Museum und die Anlegung eines historischen Lehrpfades. Unser eigener SPD-Kulturkreis hat bewiesen, dass man Kultur auch ohne große Gelder unter die Menschen bringen kann. Im übrigen hat die SPD auch eine Idee von Paul Schnitzer (CDU) aufgegriffen und eine Stelle gefordert, wo die Gedenktafel für die im Dritten Reich ermordeten jüdischen Lorscher Mitbürger und für die zerstörte Synagoge würdig angebracht werden kann. Auch die Gedenkveranstaltung zur "Reichskristallnacht", mit passendem kulturellem Programm, geht auf eine Initiative der SPD zurück. Heute hat Lorsch, neben wechselnden kulturellen Veranstaltungen und einer Theaterspielgemeinschaft, mit dem Musiktheater "Rex" und der Kleinkunstbühne "Sapperlot" zwei kulturelle privat organisierte Attraktionen.
Politik für Menschen
Seit Beginn der 70er-Jahre setzte sich die Lorscher SPD für die Verbesserung der Situation von Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt ein, vernachlässigte aber auch nicht die Lebensbedingungen von älteren Menschen und Behinderten. Einige Schwerpunkte seien hier genannt: Die ersten Ferienspiele der "Elternaktion Abenteuerspielplatz" (1974), die Eröffnung des selbst verwalteten Jugendzentrums "Thing" (1974), die Forderung nach Einstellung eines Sozialarbeiters (1977), die Verbesserung der Schülerbeförderung (1981) und der Schulleitwege, die sinnvolle Gestaltung von Kinderspielplätzen, Ferienspiele für Kinder zum Nulltarif (1981) oder auch die Einführung eines Linientaxis (1989). Die SPD forderte einen Fahrradabstellplatz an der Schulbushaltestelle Friedenstraße (1991) und einen städtischen Kindergarten (1993).
Eine Grillanlage für Familien und Kleingruppen forderte die SPD schon 1981.
1976 wurde das Altenwohnheim "Albert-Schweitzer" geschaffen, eine alte Forderung der SPD, die bereits 1965 einen entsprechenden Antrag gestellt hatte. 1990 suchten wir nach alternativen Standorten für ein Alters- und Pflegeheim, möglichst in Verbindung mit einem Kindergarten.
Die SPD wollte "Stolpersteine" im Stadtgebiet beseitigt wissen, öffentliche Straßen und Plätze rollstuhlgerecht gestalten (1981) und auch die Forderung nach einer Tagesstätte für Senioren stand im Wahlprogramm. Für alte Menschen, die nicht mehr so mobil sind, und für junge Familien sollte das Facharztangebot verbessert und es sollten bessere Einkaufsmöglichkeiten geschaffen werden, z.B. Bau eines "Massa-Marktes".
Natur- und Umweltschutz
SPD-Mitglieder waren aktiv in Friedenskreisen, Aktionsbündnissen gegen den Ausbau des Atomkraft-werks Biblis, beim Kampf gegen Tiefflieger und zur Erhaltung des Lorscher-/Lampertheimer Waldes (Panzerwald). 1980 führten die Jusos die erste Lorscher "Waldputzaktion" (Müllsammlung) durch.
Bereits in den Siebzigerjahren kümmerte sich die SPD um das Wohlergehen des Lorscher Waldes.
Wir haben das Waldsterben thematisiert, am Ende der Kastanienallee 13 Esskastanien gepflanzt, für jedes Fraktionsmitglied einen Baum (1981) und 2005 pflanzte die SPD aus Anlass des 100jährigen Jubiläums im Birkengarten eine zwölf Jahre alte Rosskastanie. Wir wollten eine Verdoppelung der vorhandenen Naturschutzgebiete (1989), die Sanierung des alten Gaswerks in der Einhäuser Landstraße, eine Renaturierung der Weschnitz und eine Biotopvernetzung in der Lorscher Gemarkung (1990). Wir diskutierten bereits 1992 die Müllproblematik, was u. a. die Einführung der Biotonne brachte. Auch die Sanierung der Lorscher Kläranlage kann unter der Rubrik Umweltschutz vermerkt werden.
13 Ess-Kastanien, für jedes Fraktionsmitglied eine, pflanzte die SPD 1981.
Die Liste des Geforderten und Erreichten ließe sich noch eine Weile fortsetzen, gerade aus jüngster Zeit. Da sind wir aber der Meinung, dass wir Kommunalpolitiker das alles gemeinsam mit dem Bürgermeister erreicht haben. Alle haben ein Stück dazu beigetragen, dass Lorsch zu dem wurde, was es heute ist: eine liebenswerte Kleinstadt.
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